Sagen wir es ganz offen: Die Schönheitsindustrie ist voller Widersprüche. Einerseits gibt es überall grüne, saubere und bewusste Markenbotschaften. Andererseits enthalten viele Produkte immer noch Inhaltsstoffe wie Parabene, Silikone und Mineralöl – Substanzen, die immer wieder wegen potenzieller Gesundheits- und Hautrisiken kritisiert werden.
Die Frage, die mir (Anna) oft gestellt wird und über die ich selbst häufig nachdenke, lautet: Warum tragen wir diese Stoffe immer noch auf unser Gesicht auf?
Lassen Sie uns das genauer betrachten.
Die harte Wahrheit: Diese Inhaltsstoffe wirken – aber nicht zum Vorteil Ihrer Haut.
Nehmen wir zum Beispiel Parabene. Sie werden als Konservierungsmittel eingesetzt. Nicht irgendwelche Konservierungsmittel, sondern einige der effektivsten und günstigsten, die verfügbar sind. Sie verleihen Produkten eine beeindruckend lange Haltbarkeit und schützen sie davor, dass Schimmel, Bakterien oder Pilze wachsen – selbst nachdem Sie die Flasche geöffnet und Monate lang in einem feuchten Badezimmer stehen gelassen haben. Eine solche Leistung ist schwer zu übertreffen.
Das Problem? Parabene stehen im Verdacht, hormonelle Störungen zu verursachen, und einige Studien haben Warnsignale bezüglich möglicher Zusammenhänge mit Brustkrebs aufgezeigt. Die EU hat reagiert und Vorschriften erlassen, die die Konzentrationen begrenzen, aber ein „kleiner Prozentsatz“ ist weiterhin erlaubt.
Dann gibt es noch Mineralöl, einen weiteren kostengünstigen Inhaltsstoff, der wegen seiner okklusiven Eigenschaften weit verbreitet ist (übersetzt: es bildet einen Film auf der Haut, um Feuchtigkeit einzuschließen). Klingt hilfreich? Nun, nicht ganz. Es handelt sich um ein Nebenprodukt der Erdölverarbeitung, und obwohl es der Haut kurzfristig ein weiches, glattes Gefühl verleihen kann, tut es langfristig absolut nichts, um die Haut zu nähren, zu reparieren oder zu unterstützen.
Noch schlimmer: Je nachdem, wie es raffiniert wird, kann Mineralöl mit MOAHs (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons) verunreinigt sein, von denen einige als potenziell krebserregend gelten. Ja, Mineralöl in kosmetischer Qualität soll hochgradig gereinigt sein, aber die Vorschriften variieren je nach Region, und nicht jedes Produkt durchläuft dieselbe strenge Filtration.
Und wenn Ihre Haut ohnehin schon aus dem Gleichgewicht ist? Mineralöl kann Bakterien, Schweiß und abgestorbene Hautzellen darunter einschließen, die Poren verstopfen und das Hautgleichgewicht noch weiter stören.
Und Silikone? Diese werden oft hinzugefügt, um ein seidiges, glattes Finish zu erzeugen – das Gefühl, dass ein Produkt geradezu magisch wirkt. Aber sie sind okklusiv, nicht biologisch abbaubar und bieten der Haut keinen echten Nutzen. Im Gegenteil: Mit der Zeit können sie Schmutz und Bakterien einschließen, wodurch Probleme wie Pickel oder ein matter Teint verschlimmert werden.
Die kurze Antwort auf die Frage „Warum werden sie immer noch verwendet?“: Weil sie billig, rechtlich zulässig und in kosmetischen Formeln gut einsetzbar sind. Außerdem gibt es noch viele Verbraucher, die entweder nichts über die Risiken wissen oder sich nicht darum kümmern.
Aber Moment, natürlich ist auch nicht immer perfekt.
Hier versuche ich immer, ehrlich zu bleiben: Auf natürliche Hautpflege umzusteigen bedeutet nicht, dass man eine perfekte, problemlöse Welt betritt. Ja, natürliche Wirkstoffe sind fantastisch und können, wenn sie gut formuliert sind, die Haut verändern. Aber sie bringen auch ihre eigenen Herausforderungen mit sich.
Zunächst einmal bedeutet „natürlich“ nicht „hypoallergen“. Das Immunsystem deiner Haut ist schlau (manchmal zu schlau) und immer aufmerksam. Eine Allergie entsteht, wenn dein Immunsystem fälschlicherweise selbst einen völlig natürlichen Stoff als gefährlich einstuft. Das Ergebnis? Rötungen, Juckreiz, Irritationen oder sogar Ekzem-ähnliche Reaktionen.
Und da natürliche Inhaltsstoffe (wie ätherische Öle oder Pflanzenextrakte) komplexe Moleküle und flüchtige Verbindungen enthalten, lösen sie diese Reaktionen eher aus – besonders bei empfindlicher oder geschädigter Haut.
Dann gibt es noch das Thema Stabilität. Natürliche Inhaltsstoffe sind oft empfindlich. Sie reagieren sensibel auf Hitze, Luft und Licht und können schneller oxidieren oder sich zersetzen als synthetische Inhaltsstoffe. Das bedeutet kürzere Haltbarkeit, Schwankungen zwischen Chargen und die Notwendigkeit sorgfältiger Formulierung und Lagerung. Im Grunde erfordern sie mehr Aufmerksamkeit und mehr Fachwissen – sowohl vom Hersteller als auch vom Anwender.
Im Vergleich dazu sind synthetische Inhaltsstoffe vorhersehbar, konsistent und einfacher zu handhaben. Sie oxidieren nicht so schnell, sind stabil und ermöglichen die Herstellung einer leichten Textur, die nach ein paar Wochen nicht „merkwürdig“ wird. Deshalb bevorzugen viele große Unternehmen sie – sie sind einfach leichter zu kontrollieren.
Also… was ist dann die richtige Wahl?
Das sage ich meinen Kunden immer: Es geht nicht um natürlich vs. synthetisch. Es geht darum, was ein bestimmter Inhaltsstoff für deine Haut bewirkt und ob dieser Effekt nährend, schützend und langfristig nachhaltig ist.
Denn ein „Clean“-Serum rettet deine Haut nicht, wenn dein Reiniger täglich dein Mikrobiom zerstört. Und ein Produkt voller synthetischer Inhaltsstoffe verursacht vielleicht nicht sofort sichtbare Schäden, aber die kumulativen Effekte von gestörter Hautbarriere, pH-Ungleichgewicht und Toxinbelastung summieren sich. Du spürst es. Du siehst es.
Also: Lies die Inhaltsstoffliste, stelle Fragen, lass dich nicht von hübschem Marketing blenden. Und vor allem: Wähle Produkte, die deine Haut respektieren – ein lebendiges, komplexes und unglaublich intelligentes Organ. Sie verdient besseres als Abkürzungen und Versteckspiele.
